“Die Kinder einmal anders, als aus Lehrersicht zu sehen, würde ich aus meiner Erfahrung jedem Pädagogen einmal wünschen”, erklärt Ingeborg Schulte. Sie ist begeisterte NE.ssi (Neusser Schülerunterstützungsinitiative) Patin der Bürgerstiftung Neuss (Bü.NE) seit vielen Jahren. Ein Projekt, bei dem Männer und Frauen Paten für ein Grundschulkind werden und das in schulischen Dingen fördern und unterstützen können.
Zum Team von Heidi Peters von der Bü.NE gehören zur Zeit 45 aktive, ehrenamtliche Paten. “Und wir können immer noch mehr engagierte Menschen gebrauchen, um Kinder, die sonst im Schulalltag unter gehen, zu stützen”, appelliert Heidi Peters. Sie selber hat das Projekt vor elf Jahren mit aufgebaut und betreut seither ebenfalls Schüler. “Zur Zeit begleite ich einen zwei Jungen”, so Peters.
An ihrer Seite im Leitungsteam unterstützen sie neben Ingeborg Schulte noch Dagmar Schüttler, Erdmute Spitzer und Eva Petermann bei der Organisation. Sie alle sind begeistert und beseelt von dieser Arbeit. Schulte.” Ich war selber Schulleiterin und weiß, dass Schule diese Einzelbetreuung, die wir bieten, nicht leisten kann!” Schüttler: “Auch ich kenne die Situation aus Lehrersicht. In unserer Schule machten gut die Hälfte der Schüler keine Hausaufgaben, weil sich zu Hause niemand darum kümmerte. Darum halte ich auch Kontakt zu den Eltern meiner Paten-Kinder”.
Spitzer: “Als pensionierte Lehrerin hatte ich große Lust, noch was zu bewirken. Seit fünf Jahren bin ich jetzt dabei und freue mich Kinder fördern zu können”. Petermann: “Ich bin keine Pädagogin, eine Freundin hat mich dazu animiert. Und ich habe es nie bereut Kindern zur Seite zu stehen, die sonst keine Aufmerksamkeit bekommen”. Alle sind sich einig, dass es große Freude macht, Kinder zu unterstützen, ihnen Zeit zu schenken und zu sehen, wie sie sich entwickelten und weiterkämen.
Was eine solche Betreuung bewirken kann, beweist Anna Rajavi (17). Sie kam mit ihren Eltern und Geschwistern vor acht Jahren aus Georgien nach Neuss. Sie sprach kein Wort Deutsch, fühlte sich sehr verloren und hatte große Schwierigkeiten in der Schule in den ersten Jahren. “Aber dann kam Frau Peters und hat mir geholfen”, erinnert sich Anna. “Sie hat mir viel beigebracht, hat mich unterrichtet und ich konnte sie alles fragen.
Ich erinnere mich aber auch an Ausflüge zum Kinderbauernhof, wo ich selber Butter machen durfte. Wir trafen uns mehrmals die Woche, weil ich viel lernen musste”. Aber dann war Anna so fit, dass sie auf die Realschule wechseln konnte. “Erst hatte ich eine Empfehlung für die Hauptschule, aber da wollte ich auf gar keinen Fall hin”. Mit diesem Ehrgeiz und Glauben an sich, schaffte es Anna dieses Jahr sogar ans Gymnasium, an dem sie in drei Jahren ihr Abitur machen will. “Ja, ich bin stolz auf meinen Weg und weiß nicht, wenn mich Frau Peters nicht so unterstützt hätte, ob ich so weit gekommen wäre”, sagt Anna dankbar. Und aus dieser Erfahrung ist sie selber auch ehrenamtlich tätig geworden. Sie hilft jetzt bei den Interkulturellen Projekthelden Neuss mit und unterstützt Kinder und Jugendliche, die dort in ihrer Freizeit aufgefangen und betreut werden. “So kann ich etwas von meinem Glück an die Kinder weitergeben”.